Feuerwehr und Dorfleben - eine gemeinsame Zeitreise


Feuerwehr und Dorfleben – zwei Begriffe, die hier geschichtlich näher beschrieben werden sollen, um ein Bewusstsein dafür zu schaffen, welche wichtige Bedeutung gerade heute die Feuerwehr im ländlichen Raum noch hat.

Heute wird immer wieder darüber gesprochen, ob wirklich jede Gemeinde eine eigene Feuerwehr unterhalten muss. Gerade in finanzieller Hinsicht ist dieses meist politische Argument bei nur wenigen Einsätzen im Jahr, auf den ersten Blick auch durchaus plausibel. Doch was würde eine Auflösung dieser ehrenamtlichen Organisation für ein kleines Dorf bedeuten? Schauen wir erstmal in die Vergangenheit zurück...


Als sich in der Mitte des 19. Jahrhunderts die ersten freiwilligen Feuerwehren gründeten, waren es meistens Handwerker und Mitglieder der aufkommenden Turnerbewegung, die sich für eine geordnete und strukturierte Form der Brandbekämpfung in größeren Orten einsetzten. Zuvor machte jeder im Brandfall was er für angemessen hielt und dieses Verhalten führte nicht selten zu einem Chaos an den Brandstellen.

Schnell konnten die gegründeten Feuerwehren erste Erfolge ihres Könnens unter Beweis stellen, waren doch aufgrund der damaligen Bebauung und dem reichhaltigen Einsatz von Feuerstellen, immer wieder größere Brände zu verzeichnen. Natürlich waren die Gerätschaften zur Brandbekämpfung noch sehr einfach gehalten und gelangten erst zum Ende desselben Jahrhunderts eine bedeutendere technische Entwicklung. Viele Feuerwehren in kleinen Dörfern erhielten erst während, oder kurz nach dem 2. Weltkrieg ihre erste motorbetriebene Pumpe oder ein Löschfahrzeug, auf welches man besonders Stolz war. Brände gingen in den darauffolgenden Jahrzehnten aus baulichen Gründen immer mehr zurück und wurden durch eine rasche Zunahme von technischen Hilfeleistungen ersetzt. Hierfür benötigtes Gerät wurde aber natürlich auch teurer und in der Bedienung komplexer und somit musste sich die Feuerwehr einer immer umfangreicheren Schulung unterziehen.

Doch wie war das Leben auf dem Lande zu dieser Zeit? In den Dörfern lebte man ganz unter sich. Man war nicht nur auf die Landwirtschaft, sondern auf seine Nachbarn und die Gemeinschaft im Ort angewiesen. Nur selten kam man in die nächstgelegene Stadt - das Nachbardorf galt schon oft als Ort, an dem vieles anders war. Dieser überschaubare Kreis und die Abhängigkeit der unmittelbaren Umgebung schufen einen kleinen Mikrokosmos, in dem alle Bewohner miteinander an der Gestaltung des Alltags und der Jahresfeste, ihre kulturelle Geschichte lebendig hielten. Kirche und Schule, Gasthaus und Jahrmarkt waren die Institutionen und Orte, die von zentraler Bedeutung waren. Hier ging man hin, erhielt Glaube und Information, lehrte die Kinder für die Zukunft und hatte einen Ausgleich zum oftmals beschwerlichen Alltag. Frauen trafen sich am Dorfplatz um miteinander zu klönen, die Männer versammelten sich dafür im Gasthaus. Wer etwas über die Neuigkeiten der Welt erfahren wollte, musste dabei sein.

So verlief das Leben auf dem Lande bis in die späten 50. Jahre des 20. Jahrhunderts. Doch dann brachen auch die Dorfbewohner auf, um in der nächstgelegenen Stadt einzukaufen und vielleicht eine besser bezahlte Arbeit zu finden. Man erlangte einen gewissen Wohlstand, das erste Auto machte mobil. Zeitgleich konnte der Ort aber immer weniger Menschen eine Arbeit geben, da in der Landwirtschaft die Technik Einzug hielt. Handwerker gab es jetzt meistens nur noch in den größeren Gemeinden.

Anfang der 80. Jahre machten dann oftmals auch der letzte kleine Laden, die letzte Gaststätte und die Dorfschule zu und die Dörfer wurden „Schlafstätten“ für zugezogene Bewohner aus der Stadt. Vereine und organisierte Feste schliefen dadurch oft ebenfalls ein. Übrig blieb nur noch die örtliche Freiwillige Feuerwehr, welche aufgrund des Brandschutzgesetztes auch weiterhin vorzuhalten war.

Jetzt fand ein organisiertes Zusammentreffen nur noch im Gerätehaus statt. Hier gab es die neusten Meldungen und Informationen und man half nicht nur bei Bränden, sondern sich auch untereinander. Die Gemeinschaft von früher hatte hier überlebt, auch wenn manch moderner Zeitgenosse darüber vielleicht schmunzelte, oder sich hinter vorgehaltener Hand über das regelmäßige Biertrinken äußerte. Aber wo gab es sonst noch ein Gefühl des Verbundenseins mit seinem Dorf und den Menschen, denen daran etwas lag? Und wer half ehrenamtlich, wenn etwas für die Gemeinde organisiert werden sollte?


Aus diesem Grund ist es nicht nur heute, sondern auch in Zukunft von besonderer Wichtigkeit, gerade in den kleinen Orten die Freiwilligen Feuerwehren zu erhalten und zu unterstützen, sind sie nicht selten die einzig verbliebenen Kulturträger in den Dörfern und verbinden ihre wichtige sicherheitsschaffende Aufgabe und Tradition mit der Zukunft. Daher ist es besonders in der Gegenwart von Bedeutung, sich für die örtliche Feuerwehr zu engagieren und diese zu fördern. Denn das Besondere an dem Leben auf dem Land muss und darf nicht noch weiter vernachlässigt werden!

 

 

F. Teske, 2013

 

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